6.500 Years of Solitude? Investigating Pottery from Pheneos
Seit Oktober 2021 finden die Forschungsarbeiten im Rahmen des FWF-Projektes „6.500 Years of Solitude? Investigating Pottery from Pheneos“ (FWF-Einzelprojekt Nr. P 34385) statt, als Folgeprojekt des ersten FWF-Projektes der Jahre 2017 - 2021. Ausgehend von den in diesem vorangegangenen Projekt (Pheneos in Northeastern Arcadia – An Undiscovered Town) gelegten Grundsteinen soll nunmehr die Identifizierung und Charakterisierung der lokalen Keramikproduktion sowie deren Abgrenzung zu regionalen und überregionalen Importen über den gesamten Nutzungszeitraum des Hügels hinweg, d. h. vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit, gelingen. Während dazu einerseits bewährte archäologische Methoden eingesetzt werden, unter anderem die Einteilung des gesamten keramischen Materials in makroskopische Fabrikatgruppen, ermöglicht das FWF-Projekt andererseits die Überprüfung und Ergänzung der so erzielten Ergebnisse durch naturwissenschaftliche Methoden.
An ausgewählten Probestücken des neolithischen, bronzezeitlichen, historischen sowie nach-antiken Fundgutes werden petrographische Untersuchungen, SEM-Analysen und NAA vorgenommen. Um die so gewonnenen Erkenntnisse über die verwendeten Rohstoffe gesichert mit der Hochebene von Pheneos verknüpfen zu können, führt die Universität Patras unter Leitung von Ioannis Iliopoulos geologische Surveys im Becken durch. Bis zum Projektende im Herbst 2024 werden dadurch einerseits Aussagen über die Persistenz der lokalen Produktion möglich sein, andererseits auch erstmals Informationen zur sozio-ökonomischen Situation der Gegend vorliegen. Über die Jahrhunderte hinweg wird so Wandel und Kontinuität sowohl in Hinblick auf die Herkunftsorte der von außerhalb des Beckens nach Pheneos gelangten Keramik wie hinsichtlich lokal vorherrschender Techniken und Gefäßformen darstellbar sein.
Wissenswert
Pheneos in Northeastern Arcadia – An Undiscovered Town
Der Beginn der Finanzierung der Fundbearbeitung erfolgt seit 2017 durch die Bewilligung des ersten FWF-Einzelprojektes unter der Leitung von Elisabeth Trinkl. Dieses stand unter dem Titel „Pheneos in Northeastern Arcadia – An Undiscovered Town“ (FWF-Einzelprojekt Nr. P 30446) und ermöglichte eine grundlegende Erstaufnahme und Befundung, wodurch eine nähere Einordnung der Befunde aus den Grabungsarbeiten sowie eine grobe Datierung einzelner Komplexe erfolgen konnte. Dadurch war es bei Projektende im Herbst 2019 möglich, eine intensive Nutzung des Hügels im 1. Jahrtausend v. Chr. auf das Vorhandensein mehrerer Heiligtumskomplexe zurückzuführen, während in Mittelalter und Neuzeit das Ostplateau, auf dem sich heute eine Kirche befindet, zumindest teilweise als Friedhof, möglicherweise schon damals in unmittelbarer Nähe zu einer Kirche, genutzt worden ist.
Darüber hinaus konnte die Datierungsfrage der Befestigungsmauer geklärt werden, welche nach Ausweis der Keramik aus dem Fundamentbereich wohl im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. errichtet worden ist. Der Beginn menschlicher Aktivitäten am Hügel von Pheneos ist dagegen bereits im Neolithikum zu verorten und setzt sich – besonders intensiv im Mittelhelladikum – beinahe ohne Unterbrechung bis in hellenistische Zeit fort. Sorgfältige Untersuchungen an der Keramik erbrachten zudem erste Hinweise auf lokale Erzeugnisse und ließen erstmals Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Verbindungen und Verhältnisse von Pheneos in prähistorischer und historischer Zeit zu.
Fünfjährige Forschungskooperation
Die fünfjährige Forschungskooperation (2011 bis 2015) zwischen der 37. Ephorie für Prähistorische und Klassische Altertümer in Korinth und dem ÖAI Athen, vertreten durch die Universität Graz, hatte im Anschluss an die Reinigungskampagne von 2008/2009 die Freilegung der antiken Befestigungsmauer am Nordhang des Hügels zum Ziel. Unter anderem sollte ihr Verlauf geklärt sowie die Untersuchung der Türme und die Suche nach einem möglichen Tor fortgesetzt werden. Nach Abschluss der Grabungsarbeiten im Jahr 2015 widmeten sich die jährlichen Forschungsaufenthalte in Pheneos ausschließlich der Fundbearbeitung.
Seit dem Jahr 2016 wurden die umfangreichen Keramik- und Bronzefunde sowie die Knochen- und Steinartefakte aus den Grabungen an der Befestigungsmauer in jährlichen Museumskampagnen dokumentiert und erforscht. Daraus entstanden bzw. entstehen mehrere Master- sowie Doktorarbeiten. Eine umfassende Publikation der gesamten Grabungsergebnisse in mehreren Bänden ist für die 2020er-Jahre geplant.